Richtige Umweltbedingungen für unser Rassegeflügel

Richtige Umweltbedingungen für unser Rassegeflügel

Wer das Glück genossen hat, seine Kindheit auf dem Lande, oder am Rande einer Großstadt zu verbringen, zehrt oft sein ganzes Leben von den Erfahrungen, die er in der natürlichen Umgebung erwarb. Nicht anders ist es mit der Aufzucht unseres Rassegeflügels. Immer muss sich der Züchter bewusst sein, dass die Jungtiere von heute die Ausstellungstiere und Zuchttiere von morgen sein werden. Dies gilt im besonderem Maße außer für die Fütterung auch für den Auslauf. Im Gegensatz hierzu steht die Wirtschaftsgeflügelzucht mit ihrer nicht artgerechten Käfighaltung oder einer Freilandhaltung mit über
1000 Tieren, bei der Hygiene durch schnell verkotete Böden nicht gegeben ist. Bei unserem Ausstellungsgeflügel ist zunächst zu fordern, dass die Auslaufräume groß genug sind. Je mehr geeigneter Platz zur Verfügung steht, um so besser. Gewiss lassen sich Jungtiere auch auf engem Raum aufziehen.
Für einige Rassen der Urzwerge oder Zwerg-Kämpfer-Rassen kann dieses sogar von Vorteil sein. Dies ist eine mühevolle Aufgabe, sie erfordert viel Sorgfalt und Fleiß und bereitet nicht immer ungetrübte Freude. Leichte durchlässige Böden
sind für engbegrenzte Ausläufe noch am erträglichsten, sie ermöglichen das erforderliche tiefe und häufige Umgraben, sind länger aufnahmefähig als
schwere und widerstehen der Verkrustung verhältnismäßig gut. Hühner und Zwerghühner sind Laufvögel, die für sie geltenden Lebensbedingungen
dürfen nicht missachtet werden. Die Küken und Jungtiere von Puten und leichten Hühnerrassen stellen an die Größe des Auslaufs besondere Ansprüche.
Auch in der Aufzucht der anderen Hühner- und Zwerghuhnrassen erweist sich eine gewisse Bewegungsfreiheit als Erleichterung und Vorteil. Demgegen über fallen die damit verbundenen Nachteile, z.B. Verluste, nicht allzu erschwerend ins Gewicht. Die Hauptgefahr zu enger Ausläufe liegt darin, dass sich die Regenerationsfägigkeit des Bodens schnell erschöpft. Der Auslauf wird fest und verkotet, er wird „ hühnermüde „ und stirbt. Darunter leidet das Wachstum
der Jungtiere, sie verlieren ihren Gefiederglanz beträchtlich, ganz abgesehen von den Ansteckungsgefahren, wie Haar-, Bandwürmer und Kokzidiose, die hühnermüder Boden mit sich bringt. Gar leicht wird er zum Seuchenherd! Einen Vorteil nur hat der kleine Auslauf aufzuweisen, seine Begrenzung ist meist leicht durchzuführen und damit wird die Verlustgefahr durch Verlauf der Jungtiere oder durch Greifvögel, Fuchs und Mader mehr oder minder verringert. Es ist nicht immer einfach, die Umzäunung so dicht zu halten, dass die Tiere nicht ausbrechen und nicht fortgesetzt Anlass zu Verärgerung des Nachbarn geben.

In Verbindung damit steht die Forderung des Auslaufschutzes gegen Wind und Witterungsschaden aller Art, auch gegen starke Sonnenbestrahlung. An natürlichen Hecken, Sträuchern, Bäume und künstlichen Schattenspendern darf es nicht fehlen. So bekommen silberhalsige und birkenfarbige Farbenschläge, die ständig der Sonne ausgesetzt sind einen gelben Anflug im Gefieder, gelbe
Farbenschläge verlieren ihre gleichmäßige gelbe Mantelfarbe. Der ideale Auslauf ist und bleibt bewachsener Boden. Die in ihm lebende Kraft teilt sich den Tieren
unmittelbar mit, und je frischer und unverbrauchter diese natürliche Kraftquelle ist, desto mehr werden die Jungtiere zu Spitzentieren auf unseren Grossausstellungen heranwachsen. Ein gut bewachsener Grasauslauf oder ein Waldauslauf ist zugleich auch eine Futterquelle. Frische, zarte Gräser sind nicht
nur ein unentbehrliches Nahrungsmittel, sondern tragen durch ihren Gehalt an Vitaminen und Mineralien gerade zur Jungtierzucht wesentlich bei. Die Produkte der Firma Klaus wie Magensteinchen, Picobal – Geflügelmineral, Picostart für Küken, Picoform für Geflügel und Pico Vitamine unterstützen die Gesunderhaltung unseres Geflügels beträchtlich. Aber auch die Möglichkeit der Aufnahme von allerlei kleinen Kerbtieren in guten Ausläufen kommt dem starken Bedarf an tierischem Eiweiß entgegen. Es gibt keinen besseren Auslauf, als den
gepflegten Obstgarten. Er bietet den Jungtieren alles, was der Züchter seinem heranwachsenden Geflügel an Naturgaben wünschen kann. Wer über so günstige Verhältnisse nicht verfügt, sollte darauf bedacht sein, sein Junggeflügel dort aufwachsen zu lassen, wo die erforderlichen Vorraussetzungen gegeben sind. Die späteren Ausstellungstiere und Zuchttiere werden es ihm danken. In der gleichen Richtung, die Tiere auf gesundem Boden aufzuziehen, liegen die Bemühungen um die Bereitstellung von Wechselausläufen und die Versetzung der Aufzuchtställe auf unverbrauchtes Gelände. Mit unter erlauben es gut nachbarliche Beziehungen die Auslaufflächen dadurch zu erweitern, dass dem Junggeflügel frische, angrenzende Feld- und Gartengrundstücke vorübergehend zur Verfügung gestellt werden die im Besitz des Nachbarn sind. Der dadurch erzielte Aufzuchtgewinn ist beträchtlich.
Selbst ein guter Auslauf wird in seinem Wert stark gemindert, wenn er nicht ausschließlich der Jungtierzucht dient, sondern gleichzeitig von den Alttieren
oder anderen Geflügelarten benutzt wird. Die damit für die Jungtiere verbundenen Stresssituationen sind unvermeidlich, sie werden um so bedrohlicher, je enger die Ausläufe sind. Geringes Wachstum, Beißereien am Futtertrog, Krankheiten und Seuchen sind die Folge. Auch die Aufzucht mehrerer aufeinander folgender Bruten auf gleichem Raum wirkt sich nachteilig aus. Die jüngeren bleiben in der Entwicklung zurück, ihnen fehlt die Frohwüchsigkeit der
älteren, weil der Boden die frischen Kräfte nur einmal jährlich in der Frühlingszeit zu schenken vermag.

Wilfried Detering