Otto Klaus zu Besuch bei Profi-Ligist Bernd Bode

Ein interessanter Tag im Rasse-Tauben-Schlag von Profi-Ligist Bernd Bode

Während mir die Sonne in das Gesicht scheint und ich mich mit freudiger Erwartungen auf den Weg zu einem erfolgreichen Rasse-Tauben-Züchter begebe, der vielleicht fortan unsere Profi-Liga um die spannende Facette der Rassetauben-Zucht erweitern könnte, stelle ich fest, dass ich überhaupt keine Ahnung habe wo ich gerade bin. Einfach nur der Straße folgen haben sie mir gesagt… Dass diese vollgesperrt ist, davon war nie die Rede. Nun gut, über Dörfer die ich nicht kenne und Straßen, von denen ich überzeugt bin, dass sie nicht oft befahren werden schlage ich mich durch eine Landschaft, die idyllischer kaum sein kann. Flacher jedoch auch nicht. Mit der hügelige Landschaft Ostwestfalens im Hinterkopf, blicke ich hier kilometerweit über Felder und Wege der Wilstermarsch. Sie liegt im nördlichsten Bundesland Deutschlands. Mein freudiger Blick weicht einem Nervösen, in Richtung der Armaturenbrett-Uhr. Ich komme zu spät!

Am Hause Bode angekommen, beweist mir Bernd, so darf ich ihn von Sekunde Eins an nennen, seinen grünen Daumen sowie sein Tierverständnis. Er erklärt mir die Tücken der Koi-Haltung, wenn zugleich mehrere Flussläufe das Grundstück in kurzer Distanz umgeben. Mein Blick schweift ab, durchkämmt den liebevoll und aufwändig angelegten Garten, auf der Suche nach einem Taubenschlag. Nichts. Erst einmal Kaffee im Wintergarten. Das ist auch okay. Ich fühle mich wohl.

Bernd beginnt zu berichten über seine Erfahrungen in der Zucht, seine Erfolge, seine Taktik und Strategien. Ich höre gespannt zu. Rassezucht ist einfach anders als Brieftaubenzucht. Parallel denke ich mir, so penibel, wie der Rassezüchter auf die Vererbungslehre achten muss, wäre sicherlich jeder Brieftaubenzüchter interessiert an einem Vortrag vom freundlichen, und seit den 70ern aktiven Züchter Bernd.

Es geht los, wir fahren zum Schlag, dieser liegt auf einem Vereinsgrundstück unweit von Bernds Haus in ruhiger Lage inmitten der Natur. Im kleinen Ort Krempe, in dem einst der Dänen-König Christian residierte. Man sagt mir, hier befindet sich eine Schlaganlage voller Rassetauben unterschiedlichster Facetten. Auf der einen Hälfte fliegen aufgebrachte Roller durch die Voliere und auf der anderen Seite sehe ich sie endlich, Bernds wahnsinnig schöne Schildtauben!

Bernd erklärt mir sogleich, in welchem Schlagabteil ich gerade was bestaunen darf. Wunderschöne Tauben, brav getrennt nach Farbgebung und Ausprägung. So sehe ich zunächst die gelben Schildtauben, die allein auf Grund der Hauben unglaublich sportiv wirken. Ich nenne sie Spoiler. Sie erinnern mich immer entfernt an ein Sportboot, von denen ich am Vortag auf der Elbe einige beim Vorbeiziehen beobachten konnte. Bernd züchtet sowohl gelbe, als auch braune, rote und gar schwarze Schildtauben. Alle Farben wiederum belatscht und auch mit freien Füßen. Eine Taube nach der anderen wird mir vorgeführt. An einem Tag wurde ich in die Weisheiten der Schildtaubenzucht eingeführt. So ist es beispielsweise erst eine Ausstellungstaube, wenn an beiden Flügeln mindestens acht bis zehn gefärbte Federn gewachsen sind. Den Rasseerfolg erntet Bernd in der zweiten Nachzucht, erst dann sieht er, ob seine Strategie aufgegangen ist und ob sich seine Tauben zur Zucht tatsächlich eignen.

Man merkt Bernd seine Begeisterung für seine Tiere an und der Funken springt sofort über. Ganz neugierig begutachte ich die weiteren Tauben, die mir in die Hände gelegt werden. Auf ihre Schwingen achte ich nun besonders und zähle fleißig mit, als hätte ich nie etwas Anderes getan. Sogleich überlege ich, wo ich in meinem Garten ich den Taubenschlag für die Rassetauben platzieren werde und gehe im Kopf unterschiedliche Szenarien durch. Nein, ich denke ich werde keine Rassetauben züchten, aber ich werde künftig öfter den Kontakt zu jenen suchen, die ihr Herz und ihren Verstand für die Zucht von Rassetauben öffnen. Ich selbst bin wahrscheinlich viel zu vorbelasteter Brieftauben-Freund, was sicherlich an meiner Familie liegen mag, doch eben das ist auch Bernds Geschichte. Er hat die Schildtauben in die Wiege gelegt bekommen. Kaum ein Tag an den er sich erinnert, fand in seinem Leben ohne seine Tauben statt. So soll es sein.

Am Ende des wirklich spannenden Tages nehmen wir noch ein Foto auf, auf dem Bernd und ich unsere neue Freundschaft besiegeln. Schön war es und die ProfiLiga ist um einen reichlich spannenden Profi seines Faches reicher.

Auf der Rückfahrt ist sie dann wieder da, diese Landschaft! Ich fahre über Straßen und Wege und genieße die Ruhe im Norden Deutschlands. Die Sonne steht tief, soll sie, sie strahlt mir ins Gemüt und lässt mich meine nächste Ausfahrt ins wunderschöne Schleswig-Holstein planen. Auf der Fähre über den Nord-Ostsee-Kanal habe ich noch einen netten Plausch mit dem Decksmann Stefan gehalten, man ist sofort beim „Du“, hier kann man sein!

Lieber Bernd, ich danke dir für die interessanten Einblicke und den ereignisreichen Tag, ich bin mir sicher, lang wird es nicht dauern, bis wir uns wieder zu einer Tasse Kaffee zusammensetzen.

Sportliche Grüße,

Ihr Otto Klaus